ES BRENNT.
„Brandanschlag auf die Benediktiner-Abtei in Tabgha.“ Die Nachricht aus dem Heiligen Land kam wie aus heiterem Himmel.

Es hat gebrannt. Lichterloh. Jetzt. Gegenwärtig. Genau da, wo heute die deutsche Benediktinerabtei im Heiligen Land erbaut ist. An dem Ort, wo Jesus vor 2000 Jahren unterwegs war. An dem Ort, wo er damals schon für großes Aufsehen sorgte. Wo das Wunder der Brot- und Fischvermehrung geschah. Wo damals die Massen kamen, um von Jesus zu hören, worum es wirklich geht, im Leben. An dem Ort, in Galiläa, direkt am See Genesareth, wo Jesus damals sagte „komm, verlasse alles… folge mir nach.“
An dem Ort, wo damals vor Tausenden Jahren schon Menschenherzen bewegt wurden. An dem Ort, wo noch heute Menschen hinkommen, um Jesus nachzufolgen. So, wie es die Männer taten, die das „weltliche“ Leben aufgaben, um Benediktiner zu werden. Einige genau dort – an dem Ort, wo Jesus damals die Menschen berufen hat, zur Nachfolge. Zum Leben in Fülle.
Genau an dem Ort geschah jetzt der Brand. Da, wo gegenwärtig die katholische Ordensgemeinschaft der Benediktiner lebt. An dem Ort, wo am See Genesareth in Galiläa gebetet und gearbeitet wird. Wo nach Umkehr, Einkehr und Rück-Besinnung gesucht wird. Wo man Samen des Friedens setzt. An genau diesem Ort also, geht es erneut „heiß her“.
„HOT SPOT“ Tabgha
Der Ort, der schon zu Jesu Zeiten für Aufruhr sorgte und für die Suche der Menschen nach Kommunikation und Kommunion – Gemeinschaft und Vereinigung steht. Er ist heute wieder in den Schlagzeilen. Diesmal eine traurige Nachricht. Fanatische Juden vermutet man als Branstifter. Die Abtei der Mönche wurde in angezündet. Viel ist den Flammen des Feuers anheim gefallen. Unwiderbringlich zerstört.
WO DAS WUNDER DER BROT- & FISCHVERMEHRUNG GESCHAH
Wie kann das sein, dass genau an dem Ort, wo so große Wunder geschahen, heute solche Zeichen der Gewalt sichtbar werden?
Was ist die Sehnsucht der Menschen? … Damals wollten sie es alle wissen – zu Jesu Zeit… kamen herbeigeströmt von fern und nah. Die Jünger – die Engsten Freunde um Jesus – sagten (Achtung, meine eigene Interpretation folgt, hier gibt´s das „Orginal“ in der Bibel zu lesen bei Mathäus im Kapitel 14 die Verse 15 bis 21. Mt 14,15-
„hey Jesus, schick sie weg… wir haben doch gar nicht genug zu essen… wir können die nicht alle aufnehmen…“
Doch Jesus meinte „holt sie alle her. Alle haben Platz… kommt, wir teilen was wir haben.“ Und sie hatten fünf Brote und zwei Fische …für über 5000 (!) Männer ohne Frauen und Kinder… und Die Jünger Jesu gingen und verteilten und verteilten… und verteilten… und verteilten… Und alle wurden satt.
Und es blieb sogar noch eine große Menge übrig.
ÜBERFLUSS statt MANGEL im Bewußtsein
Wie geht das, dass wir teilen, wo wir kaum was haben… so dass wir meinen, wir hätten noch nicht mal genug für uns selber… und dann… teilen wir eben doch… geben wirklich alles… behalten keinen einzigen Fisch und kein einziges Brot heimlich für uns… Nein…Wir besiegen unser Angst. Wir besiegen unser Gefühl des Mangels.
Und wie das? … Zum Beispiel, in dem wir (auf Geheiß (Gottes/Jesu… in der Geschichte in der Bibel von der Brot- und Fischvermehrung) im Vertrauen wirklich ALLLES verteilen. Und dann… kommt das Geschenk des Teilens… das, was mit der Ratio „unmöglich“ scheint. Es kommt, wenn wir unseren Verstand außer Acht lassen. Wenn wir nicht mehr berechnen „reicht das überhaupt für mich? und für meine Familie?“… dann, wenn wir sagen: „ok, ich vertrau auf Dich“ …
„puhhh, ich geb´s jetzt echt mal ganz in Deine Hand“… dann passiert das Wunder… ich trete in Beziehung… kommuniziere… und wo „Kommunion“ geschieht… da geschehen Wunder… Es passiert im Einssein die „wundersame Vermehrung“. Alle werden satt. Alle „laben“ sich am Brot… alle werden genährt… und erleben das Leben: in Fülle, die überfließt… 2000 Brocken… die übrig bleiben… bei über 5000 Mann…soweit im Bilde gesprochen, was ABUNDANCE – FÜLLE – REICHTUM – ÜBER-FLUSS bedeutet.
So ist jetzt mal eine der unzähligen Interpretationen, die mir zu der Bibelstelle und der Geschichte einfallen, die sich damals an dem Ort zugetragen hat, wo heute die Benediktiner von Tabgha leben.
WEG DES VERTRAUENS
Die Benediktiner… die einfach Menschen sind – in gewisser Weise so, wie Du und ich. Diese Männer, die heute auf ähnliche Weise wie damals zu Jesu Zeiten „ausstiegen“ aus dem „normalen“ Leben. Die sagten so ungefähr „hey, Jesus… ok, dann folge ich Dir nach… Ich lasse alles andere hinter mir. Deine Liebe überwältigt mich. Und: ich vertrau Dir. Auch wenn die Welt mich für verrückt hält. Ich geb mich Dir hin… Ich pfeif auf meinen Stolz.
Ich geh wohin DU willst. Von mir aus auch nach Israel. Ok, von mir aus geh ich nach Tabgha. Egal wieviele Mücken mich da tot stechen wollen. Immerhin: da bist Du früher auch entlang gegangen… da hast Du schon vor hunderten von Jahren die Menschen in Scharen herbeigezogen und begeistert. Ja, ich folge Dir, wohin Du willst. Ins Land der Mücken und Kanonen. Egal: ich folge Dir nach. Wohin Du willst. … Du weisst, warum. Ich vertrau´Dir, selbst wenn ich Deine Wege nicht immer kapiere. Und selbst wenn meine Ratio – mein Verstand, auf den ich oft baue – auf mich einhagelt „sag mal, spinnst Du, das macht doch komplett keinen Sinn… in das Land zu ziehen. … Von wegen „gelobtes Land“… Schau doch, wie voll von Gewalt das ist. Und schwül is´es. Und heiß. Und voller Mücken. Alles sticht“… und vielleicht geht es innerlich weiter „Dich hier plagen zu lassen, in dieser fiesen Hitze… was soll denn das bringen, an diesem „Hot Spot“ zu verbrutzeln?… Für wen denn überhaupt?“…
Und dann kommt trotzdem immer wieder ein Lichtrahl in die dunklen Ecken des Zweifels und die Stimme des Herzens, die auf den heimlichen – fast unhörbaren Ruf Gottes antwortet, sagt „ok. Hier bin ich. Ich folge Dir. Ich bin da. Ich bin Dein. Und wenn ich auch immer wieder mal scheitere: tu mit mir, was Du willst. Mit Dir im Herzen… setze ich Schritte des Friedens… Mit Dir an meiner Seite wage mich in die stürmischen Wogen… Ob ich es spüre oder nicht: Du wirst mich begleiten. Mein Leben lang. DU salbst mein Haupt mit Öl.
DIE SEHNSUCHT DER MENSCHEN
Was, wenn die Sehnsucht der Menschen sich nicht geändert hat? Was, wenn immer noch alle auf der Suche sind: nach einem Leben in Fülle. Einem Leben, das glückt. Einem Leben, das sinnerfüllt ist?
Was, wenn die Sehnsucht der Menschen von damals, der Sehnsucht der Menschen von heute gleicht? Suchen die Menschen – zu welcher „Art“ auch wir gehören – nicht alle nach einem Weg der Liebe?
Und was ist Liebe? Ist das ein In-Beziehung-Sein?
Mit sich. Mit einander. … Lieben und geliebt werden.
Und… wie können wir diese Liebe erfahren?
Wie können wir einander so wertschätzen, dass wir in der Liebe zueinander wachsen? So, dass wir einander begegnen – von Herz zu Herz.
Was ist der Weg… und wie geht das, dass wir unsere Herzen füreinander öffnen?
Wie können wir so in Dialog treten, dass wir hinschauen – wirklich DA sind – in Achtsamkeit und Wertschätzung.
Wie können wir das praktizieren… Tag ein und Tag aus: dem Gegenüber so begegnen, als wäre er ein Spiegelbild Gottes…
WIE DIALOG & KOMMUNIKATION GELINGT
Was, wenn ich es versuche. Was, wenn ich einfach mal erforsche, wie als wäre ich ein Wissenschaftler… oder als wäre ich ein Abenteurer… oder ein kleines Kind, das die Welt erkundet und neugierig – und noch nicht voreingenommen – ist?
Was, wenn ich also einfach mal schaue, was passiert, wenn ich – dem Nächsten, dem ich begegne – innerlich sage (und spüre, was das mit mir und meinem Gegenüber macht):
„Du salbst mein Haupt mit Öl“ (Psalm 23)
Was, wenn ich bei der nächsten Begegnung – mit wem es auch sei… Sei es meine Mutter, mein Nachbar, der Verkäufer um die Ecke, sei es meine beste Freundin oder der größte „Nörgler“… oder sogar jemand wildfremdes… oder jemand, von dem ich spüre „der mag mich überhaupt nicht, der ist mir nicht wohlgesonnen“.. Was, wenn ich also bei der nächsten Begegnung einfach mal ausprobiere, was da passiert, wenn ich ehrlich und authentisch…
– ihn/sie von Herzen anlächle
– ihn/sie innerlich segne und der Person wünsche „ich wünsche Dir Frieden“
– innerlich einen Lichtstrahl visualisiere, der dieser Person Kraft und Liebe zukommen lässt
– ihn/sie anschaue – in die Augen… und ihr Herz berühre, in dem ich zeige: ich bin Da… und ich bemerke Dich. Du bist wertvoll
– ihn/sie frage „was brauchst Du?“ oder „womit kann ich Dir etwas Gutes tun?“ oder
„Was erfreut Dich?“ & „wodurch fühlst Du Dich wertgeschätzt, wie kann ich Dir meine Wertschätzung zeigen?“
FEUER DER LIEBE statt FLAMMEN DES HASSES
Manche Experimente brauchen Zeit. Und Geduld. Und Übung. Und Vertrauen.
Um im Bilde von Tabgha zu sprechen: wollen wir schauen, wie sich die Flammen des Hasses transformieren lassen, in ein sinnbildliches Feuer der Liebe? Wie können wir für einander in Liebe & Wertschätzung entbrennen?
Welchen „Fisch“ kann ich einbringen… welches „Brot“ kannst Du dazu geben? Was kostet uns Mut… und vielleicht Überwindung… und was können wir – GEMEINSAM – vollbringen?
Wer mag sich mit mir auf den Weg machen? Den Weg des Herzens.
FEEDBACK ERWÜNSCHT
Schön, wenn wir uns gegenseitig konkret unterstützen können, auf der Suche nach Konfliktlösungen, nach einem „gewaltfreien Dialog“, nach einer Kommunikation in gegenseitiger liebevoller Achtsamkeit. Welches Bäumchen wollen wir gemeinsam pflanzen? Welche Zeichen des Friedens mögen wir säen und setzen… Vielleicht beginnen wir ganz klein und zaghaft… und doch… über die Jahre… wird vielleicht so etwas sichtbar, wie dieser Ölbaum, der wächst und gedeiht… durch unseren Dialog des Herzens.
SCHREIBT MIR Eure Ideen. Privat oder sehr gern direkt hier – dann können gleich weitere Menschen daran teilhaben. Ein Zeichen – in diesem Moment – kann zum Beispiel sein, wenn der eine oder andere auch den Benediktinern von Tabgha Trost und Ermutigung zuspricht, durch ein paar persönliche Zeilen der Anteilnahme. Danke.
DANKE auch für meine Mom, Ingrid Henzler, der ich so viel zu verdanken habe und die mit mir 2014 auf Pilgerreise im Heiligen Land unterwegs war (die Blonde in den Bildern und die das Bild hier mit P. Jonas und mir machte).
Hier ein paar weitere Quellen und Nachrichten zur Brandstiftung in Tabgha.
http://www.nytimes.com/2015/06/19/world/middleeast/israeli-police-investigate-arson-at-loaves-and-fishes-church.html?_r=0
http://www.prweb.com/releases/holy-land-franciscan/church-arson-tabgha/prweb12799654.htm
Veröffentlichung vom 21. Juni 2015 © Fotografie & Text: Claudia Henzler | HENZLERWORKS photos with a message
Lieben Gruß an euch beide. Bin in Wien und in meiner Gemeinschaft hängen die Bilder von Claudia. Jonas, dir und euch viel Segen und Kraft. Denke Viel an euch.
Liebe Sr. Hildegard, ich freu mich sehr über Deine Lebzeichen und auch, dass Du gerade in Wien bist – liebe Grüße an alle Salvatorianerinnen! 🙂
Grade habe ich mit Melanie gesprochen und dein wunderbares Bild in ihrem Zimmer bewundert. Bist du in israel?ich gehe am Mittwoch ins Mühlviertel. Eine gesegnete Woche dir.
so schaut es in Tabgha nach dem Brand aus: http://de.lpj.org/2015/06/19/brandstiftung-in-tabgha-presseerklarung-der-vereinigung-der-katholischen-orden/#PhotoSwipe1434889948593